Wipfelsfurt

Die ehemalige Einöde Wipfelsfurt liegt etwa auf halber Strecke des Donaudurchbruchstales. Während sonst die Felsen am linken Donauufer fast bis zum fluss heranreichen, öffnet sich hier eine halbmondförmige Talbuchtung. Sie ist so windgeschützt, dass hier früher sogar Edelkastanien und Weintrauben gedeihen konnten. Die Überlieferung berichtet, im Jahre 69 hätte Kaiser Aulus Vitellius während des Krieges gegen Galba sein Heer an der seichtesten Stelle der Donau bei Wipfelsfurt ans andere Ufer gebracht. Schon der erste bay. Landvermesser und Kartograph Philipp Apian deutete im 16. Jahrhundert deshalb den Namen Wipfelsfurt als "Vadum Vitellis". Aber die Berghänge am rechten Donauufer sind so steil, dass man sich die Flussüberquerung an dieser Stelle nur schwer vorstellen kann.
Die Besiedlung dieser fruchtbaren Talbuchtung dürfte bis in die Keltenzeit zurückreichen. Die erste urkundliche Erwähnung des "Ortsnamens" stammt aus dem Jahre 1172 und ist als "Wibisfuorti" im Testament des Pfalzgrafen Freidrich von Wittelsbach zu finden, der dort ein Landgut besaß, das später in den Besitz des Klosters Weltenburg gelangte. Noch im früher 19. Jahrhundert bestand dort ein Bauernhof, der als "Doktorhof" bezeichnet wurde und dann 1837 als Forsthaus in Staatsbesitz überging. Heute sieht man von ihm nichts mehr, denn Wipfelsfurt wurde "der Natur zurückgegeben". Im Frühjahr bedecken die Blüten der herrlich anzuschauenden Fallobstwiese den Talgrund.

"Links, wo der Leinpfad wieder beginnt, zeigt sich als vorragender Block die lutherische Kanzel. An demselben Ufer, ungefähr auf halbem Weg nach Kelheim, bildet der vom Strome zurückweichende Felsenwall eine kleine Bucht und gönnt einer Wiese und einigem Ackergründen Raum. Hier liegt in tiefer Einsamkeit das Bauerngut Wipfelsfurt."

Quelle: Müller, Adalbert; 1844; Kelheim, die Befreiungshalle und Weltenburg