Jüdischer Grabstein am Klösterl bei KelheimGrabsteine Im Klösterl

An der Außenseite der Klostermauer sind ein jüdischer und ein welticher Grabstein in die Mauer eingelassen. "Dieses ist der Stand oder die Säule des Grabes der Frau Wervna, der Tochter des Herrn Moyses, Vorgesetzer der Judenschaft, des Tages Ertach, des Monats Mai, da sie ist gegangen aus der andern Welt am Jahre zu Erschaffnis der Welt 4 960 und von anno Cuv 1200 (d. h. der christlichen Zeitrechnung) des Jahrzahls. Ihr Ruigung im Garten Sefelikeit." (BAVARIA FRANCISCANA ANTIQUA 1955, S. 333 ff.).
In der jüngsten Literatur ist von einem zweiten Grabstein "...an der Klosterkirche außen ..." (SCHWIERZ 1992, S. 339) die Rede. Beide Grabsteine sollen aus dem 1519 zerstörten jüdischen Friedhof zu Regensburg stammen (SCHWIERZ 1992, S.339). Warum man diese beiden jüdischen Grabsteine von Regensburg hierher zum Klösterl verbrachte, dedarf noch der Klärung. Auch wird in der unterschiedlichen Literatur jeweils ein anderer jüdischer Grabstein vorgestllt. Ein drittes Epitaph findet sich in der Klosterkirche selbst. Es ist dies der Grabstein der "Dorothea von Adelzhofen, Gattin des Pflegers Ulrich von Stingelheim" (BAVARIA FRANCISCANA ANTIQUA 1955, S. 332 ff.).

 

 

 

Kleiner Exkurs zuR Geschichte von Juden in Kelheim

In Kelheim lebten im Mittelalter einige jüdische Personen / Familien. Ihre Zahl blieb jedoch gering, so dass angenohmen werden darf, dass es zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde in Kelheim gab. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren die Juden in der Stadt 1337/38 von der von Deggendorf ausgehenden Verfolgungswelle betroffen. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts werden gleichfalls Juden in der Stadt genannt: 1381 vier Juden (beziehungsweise jüdische Familien), 1390 ein weiterer. Zwischen 1421 und 1425 waren es gleichfalls vier Juden, 1434 eine nicht bekannte Zahl. Wie andernorts in dieser Zeit lebten auch die Kelheimer Juden vor allem vom Geldhandel. Nach 1450 wurden die Juden im Zuge der allgemeinen Vertreibung aus dem Herzogtum Bayern-München ausgewiesen. Nach der Vertreibung der Regensburger Juden 1519 wohnte vorübergehend nochmals ein Jude in Kelheim. 
Im 19./20. Jahrhundert wohnten zeitweise einige wenige jüdische Personen in der Stadt. 

Bekannt sind in Kelheim drei Grabsteine vom mittelalterlichen jüdischen Friedhof in Regensburg,
die nach der Zerstörung des Regensburger Friedhofes 1519 nach Kelheim gekommen sind. In zahlreiche öffentliche und kirchliche Gebäude wurden Steine eingefügt, um demonstrativ an die Vertreibung der
Juden aus Regensburg und die Zerstörung ihrer kultischen Einrichtungen zu erinnern.
Einer der Grabsteine wurde am heutigen Gebäude der Stadtapotheke inmitten der Hauptgeschäftsstraße der Stadt angebracht (Donaustraße 16).

Zwei weitere kamen in das 1450 durch den Eremiten Antonius aus Siebenbürgen gegründete "Klösterl im Bruderloch": An der Außenmauer zur Donau hin
befindet sich der Grabstein für "Verona, Tochter des Vorstehers R. Moses", datiert auf den 2. Ijar (4)980 = 7. April 1220