Entwicklung der Landschaft

4.0 Die Laufverlegung der Donau vom Schuttertal ins heutige Tal

4.1 Schotterterrassen als Zeugen

Die Donau kann nicht lange Zeit das Schuttertal benützt haben. Dazu ist das Schutterengtal zu schmal und zu wenig ausgeformt. Sie durchfloß es zwar Ende der drittletzten Eiszeit (Riß I = Niveau der 14 m Hochterrasse), in der folgenden Zwischeneiszeit (Warmzeit) sowie zu Beginn der vorletzten Eiszeit (Riß II = Niveau der 7 m Hochterrasse), muß es jedoch vor Ende dieser Aufschüttungsperiode wieder verlassen haben.
7 m Hochterrassen
Die 7 m Hochterrasse existiert nämlich in 2 Niveaus:
Die durch die Schutterdonau abgelagerte 7 m Hochterrasse a (= Friedrichshofener HT) reicht vom Schuttertal bis östlich Friedrichshofen zum "Hochbuckel", an eine S-N verlaufenden Erosionsstufe.
Dort wird sie von der 1 - 2 m tiefer gelegenen 7 m Hochterrasse b abgelöst, der "Ingolstädter Hochterrasse".
Verfolgt man diese flußaufwärts, so findet man sie bei Gerolfing, Feldkirchen (südl. Neuburg) und westlich der Neuburger Enge südlich Rennertshofen und südwestlich Unterhausen (südlich des Römerbergs).
Das bedeutet aber, daß die Donau zur Ablagerungszeit der niedrigeren 7 m Hochterrasse b schon die Neuburger Enge durchfloß.
 

4.2 Ursachen des zweiten Talwechsels

Sie waren ähnlich denen der ersten Laufverlegung: Durch Abbau sogenannter Kieselerde seit mindestens Anfang des 19. Jahrhunderts weiß man, daß im Jura westlich von Neuburg nördlich und südlich der Donau eine ansehnliche Zahl riesiger Karsthohlformen mit Füllung aus kreidezeitlichen Lockermassen (Sande, Tone) verbreitet ist.
Solche Bildungen müssen auch im Donautal zwischen Neuburg und Stepperg existiert haben. Beim Bau der Staustufe Bittenbrunn und der Forschungsbohrung Riedensheim stieß man in der Talaue auf solche kreidezeitlichen Lockersedimente. Bei Riedensheim folgen unter 9 m nacheiszeitlichen und eiszeitlichen Kiesen und Sanden 28 m (!) kreidezeitliche Tone und Sande. Natürlich setzten diese Lockermassen der Ausräumung durch Gewässer wenig Widerstand entgegen.
 

4.3 Der Ablauf der Umlenkung

Rückschreitende Erosion des Neuburger Flusses. Zeichnung: Niedermeier, nach I. Schaefer
Von der alten, nördlich und südlich der Donau noch erhaltenen Wasserscheide: Oberhausen-Finkenstein-Platte ziehen alle alten Talanlagen östlich davon entweder nach SO (nördlich der Donau) oder nach N und NO (südlich der Donau). Westlich der Wasserscheide ziehen sie nach SW (nördlich der Donau) oder N/ NW (südlichder Donau).
Diese Wasserscheide wurde seit dem Oberpliozän von Osten her durch die Quellflüsse des Neuburger Flusses erniedrigt: Der Beutmühlbach konnte das Tertiärbecken zwischen Oberhausen und Sehensand ausräumen, während der Riedensheimer Fluß den Schutt des Riedensheimer Tertiärbeckens der Lech-Donau im Westen zuführte.
Von diesen beiden verhältnismäßig tief ausgeräumten Becken aus wurde nun die alte Wasserscheide aus Jurakalk angegriffen und allmählich zur Talwasserscheide erniedrigt. Dieser Abschnitt dürfte am längsten gedauert und den größten Teil des Eiszeitalters (Ältest- und Altpleistozän) in Anspruch genommen haben.
In der Folgezeit wird die schrittweise "Köpfung " des Riedensheimer Flusses durch den Neuburger Fluß - verursacht durch die Laufverkürzung der 1. Donauverlegung - verhältnismäßig "rasch" vor sich gegangen sein. Auf jeden Fall erreichte der Neuburger Fluß ca. in der Mitte der vorletzten Eiszeit (Riß II) mit seinen Quellflüssen die Donau, zapfte sie an und lenkte sie um.
Während die Weltenburger Enge schon "immer" von Flüssen des Ingolstädter Beckens durchflossen wurde, ist also die Neuburger Enge eine relativ "junge" Bildung.
 

5.0 Die Entwicklung bis zum Ende der Eiszeit

Das große Schauspiel der Donauverlegungen durch die Natur war zu Ende. Der Fluß hatte seinen heutigen Lauf (fast!) erreicht. Die Laufverkürzung durch die letzte Umlenkung vom Schuttertal ins Neuburger Tal betrug zwar nur 5 km, doch die Gefällszunahme insgesamt seit Beginn der Laufänderungen ist deutlich: Albdonau: 0,38 ‰, Neuburger (heutige) Donau: 0,57 ‰.
Die verlassenen Talstücke Wellheimer Trockental und Schuttertal wurden in den folgenden Vereisungsperioden mit Hangschutt verschüttet, zum Teil über 10 m tief. Die neu entstandenen kleinen Flüsse und Bäche waren zu schwach, die anfallenden Massen abzutransportieren.
Die Donau jedoch konnte - nach Verlassen der Neuburger Enge in mehrere Arme geteilt - ihre weiten Mäanderbogen im Donaumoosbecken, Ingolstädter Becken, Feilenmoos-Neustädter Becken ständig verlagern, Schotterterrassen aufschütten und wieder zerschneiden. Die zuletzt abgelagerten eiszeitlichen Schotter gehören zur Niederterrasse (Würmeiszeit).
In trockenkalten Perioden der letzten Eiszeit kam es zur Windausblasung von Feinstaub aus Tertiärgebieten und Flußschottern.
Mit der Ablagerung begann die Lößbildung auf den über Niederterrrassenniveau liegenden Schotterflächen sowie den donauseitigen Flächen und Hängen des Frankenjuras und den südlich vorgelagerten Tertiärrücken.
 

Quelle: Heinrich Niedermeier, Ingolstadt, 1997