Oppidum Alkimoennis

Am Zusammenfluss von Donau und Altmühl befindet sich auf dem Michels- bzw. Hirschberg das Oppidum, welches 1924 von Paul Reinecke als das literarisch überlieferte Alkimoennis identifiziert worden ist.
Die gesamte Anlage war durch mindestens drei Abschnittsbefestigungen gesichert, denen jeweils ein Graben vorgelagert war. Alle Mauern wurden in Pfostenschlitztechnik errichtet. Die 3,28 km lange äußere dreiphasige Mauer besaß drei Zangentore. Die zweiphasige innere Mauer, 930 m lang, wurde von zwei Zangentoren unterbrochen, die den Zugang zum Michelsberg ermöglichten. Der 3,3 km lange Altmühlwall wurde in der letzten Ausbauphase des Oppidums errichtet und nachträglich mit einem Tor ausgestattet.


Der Innenraum ist geprägt durch ausgeprägte Schürfgrubenfeldern mit Abraumhalden, die mehr als die Hälfte der Hochfläche einnehmen. Reste von Öfen und Holzkohlen belegen die Verhüttung von Eisen vor Ort. 
Über Besiedlung der Hochfläche ist wenig bekannt. Bislang konnten wenige Blockbauten in der Talaue der Altmühl und ein Hausein Hauskomplex im Mitterfeld nachgewiesen werden. 
Prominentes Fundstück ist die 1863 geborgene mittelitalische Kanne mit Silensattasche, die aus einer Brandbestattung im Zentrum des Oppidums stammt. Die Metallverarbeitung scheint eine bedeutende Rolle eingenommen zu haben. Neben Eisenverarbeitung deuten schmelztiegel und Gießereiabfälle auf Bronzeverarbeitung hin. Die Fragmente einer Tüpfelplatte können in Zusammenhang mit der Münzherstellung stehen.
Die Siedlung scheint zu Beginn von Lt D1 gegründet worden zu sein und hatte Bestand bis zum Übergang von Lt D1 zu Lt D2. Ein 14C-Datum liegt aus einer Schürfgrube im Mitterfeld vor (70 n. Chr. +/- 160, konventionelle Daten).

Auch außerhalb der Befestigung ist Eisenverhüttung nachgewiesen, auf einer hochwasserfreien Insel im Mündungsdelta der Altmühl fanden sich vereinzelte Brandgräber und eine Viereckschanze. Spätlatènezeitliche Siedlungsfunde sind aus dem "Urnenfeld" nördlich der Viereckschanze belegt, es lassen sich allerdings kaum vollständige Siedlungsstrukturen oder Gebäudegrundrisse rekonstruieren. Möglicherweise handelte es sich um kleinere Speicherbauten.
Vereinzelte Gräber im Mitterfeld sind bekannt, eine kleine spätlatènezeitliche Nekropole (dreizehn Körper- und sechs Brandgräber) ist aus der Altmühlflur belegt, die unmittelbar östlich der Viereckschanze liegt. Von dort liegen auch mehrere Säuglingsbestattungen vor (LtC2/D1); die Säuglinge (<6 Monate) sind unverbrannt beigesetzt worden.

 

Begriffsdefinition Oppidum:

Oppidum (Plural oppida) ist die Bezeichnung, die Caesar den keltischen Städten gab, die er bei seiner Eroberung Galliens antraf. In der Archäologie wird dieser Name heute für alle befestigten Anlagen der keltischen Welt verwendet, die eine Fläche von mindestens 15 ha aufweisen und auf die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts und das 1. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen (Spätlatène). Diese Städte bildeten zugleich wirtschaftliche als auch politische Zentren. Sie gelten als die ersten Städte nördlich der Alpen.

 

VERWALTUNGSZUGEHöRIGKEIT

Gebräuchlicher Name : Kelheim

Gemeinde/Stadt : Stadt Kelheim

Flurname : Michelsberg , Hirschberg

Antiker Name : Alkimoennis

Kreis/Landkreis/Bezirk : Landkreis Kelheim

Bundesland/Kanton/Region : Bayern

Land : Deutschland

Civitas/antiker Verwaltungbezirk : -

TOPOGRAPHIE UND BEFESTIGUNGEN

Größe : 600 ha

Topographie :  Abgeriegelter Zusammenfluss

Anzahl der Befestigungsphasen : 3?

Anzahl bekannter Tore : 6?

Anzahl archäologisch untersuchter Tore : 1

Architektur der Befestigung : 

1 - Pfostenschlitzmauer 

2 - Pfostenschlitzmauer 

3 - Pfostenschlitzmauer 

INNENBEBAUUNG DES OPPIDUMS

Münzwerkstatt | Wohnbereich | Bereich mit handwerklicher Tätigkeit


UMGEBUNG DES OPPIDUMS

Einfriedung unbestimmter Funktion | Hof (-stelle) | Gräberfeld


CHRONOLOGIE DES FUNDORTES

Relative Chronologie :  LT D1a, LT D1b

Besiedlungsphasen des Platzes : 
La Tène finale (LT D)


Absolute Chronologie : 14 C


BIBLIOGRAPHIE

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Quelle: oppida.org/