Felsenkirche (Felsenhöhle Bruderloch, I 13)

Etwa in der Hälfte des Klosterareals befindet sich das "Bruderloch". Diese Höhle besteht aus einem etwa 20m breiten, 13,5 m tiefen und etwa 11 m hohen Abri, in dessen westlicher Rückwand sich eine Art Durchgangshöhle von etwas 33,5 m Länge und einer Breite zwischen 1,7 und 12,5 m befindet.
Einige Meter hinter der Trauflinie wurde auf der gesamten Breite des Abris eine Kirchenmauer fast bis zur Höhlendecke hochgezogen und kurze Zeit später die Nikolauskapelle in diese Kirchenwand integriert. Einbauten wie ein Altar, eine Empore und Bänke wurden vorgenommen, das Taufbecken (?), das später als Ablage für Devotinalien diente, schlugen die Brüder aus dem Fels. Eine Bildquelle von Domenicus Quaglio aus dem Jahr 1813 zeigt uns eine historische "Momentaufnahme" des Inneren des Bruderlochs.
Die Höhlenkirche diente, wie auch andere Sakralbauten, vor allem inm Mittelalter und in der Neuzeit auch als Begräbnisstätte. "Man sieht noch die Kirche, genannt Kirche ohne Dach, weil dieselbe in Felsen eingebaut, keines Daches bedurfte, ein überhängender Felsenblock vertritt die Stelle eine sochen. ... die Sakristei wird als Bierkeller verwendet - die Gruft der Mönche - auch ein Herr von der Burg Randeck fand hier seine Ruhestätte. Als im Jahre 1889 der damalige Besitzer des Klösterls die Steinplatten des Kirchenbodens heben ließ, fand man über einen Meter tief unter zwei Möhcsgerippen in einer kreisartigen Vertiefung, mit schweren Steienn bedeckt in sitzender Stellung ein Gerippe, das man für ein Keltengerippe hielt..." (UNBEKANNTER CHRONIST O.J., S. 19).

Die Fresken an der Innenwand der Kirche zeigen Jesus in der Kelter unddie Ölbergszene. Am Giebel sind Fresken vom Jüngsten Gericht mit der Darstellung Jesu inmitten der Apostel zu sehen. Über dem Eingang, umgeben von gelb und grau gemaltem Rollwerk, ist St. Antonius, der Einsiedler, dargestellt. Die Fresken wurden wohl um 1603 von italienischen Künstlern angebracht. (BAVARICA FRANCISCANA ANTIQUA 1955, S. 331 ff). Bei der Restaurierung 1984 kamen unter den Fresken ornamentale und florale Motive sowie die Darstellung des Ölberges zum Vorschein. Die aus dem 15. Jhd. stammenden Malereien wurden abgenommen und in das archäologische Musseum nach Kelheim überführt (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR DENKMALPFLEGE 1992, S. 240 ff.).

Hoch über dem Bruderloch in einer Nische stehend zeigt sich eine Terrakotta-Figur, wohl das Werk eines italienischen Künstlers (?) aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die aus drei Tonringen gefertigte und aufgesetzte Figur ist im Bereich des Kopfes stark beschädigt. Die einzusteckenden Hände fehlen.

Quelle: Südliche Frankenalb / Region Altmühl- und Donautal, Karst und Höhle 2008-2010 (ISSN 0342-2062)

 

 

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Der Geschichte auf der Spur

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